Erweiterung Berufsbildungszentrum Ziegelbrücke, GL
Offener Projektwettbewerb 10/2019
5.PreisAus dem Jurybericht:Die Verfassenden ergänzen das Areal mit der Turnhalle im Norden und der Schule zwischen Trakt A und Mensa, wobei die Körper pragmatisch so an die südöstliche Grenze gesetzt sind, dass im Zwischenraum zur Passarelle ein Schulhausplatz bzw. ein Sportplatz aufgespannt werden. Analog zu den Bestandsbauten werden die Eingänge einfach und unspektakulär über eine Stichverbindung mit dem Erschliessungsrückgrat verbunden und zur Landschaft hin bleiben sie vom Wiesland umflossen. Über eine gedeckte Vorzone verklammern sich die Baukörper mit den jeweiligen Plätzen und formulieren schlüssig die Eingangszonen. Während sich die Turnhalle ähnlich der Mensa am Rande als flacher, rechteckiger Körper in die Landschaft duckt, wird mit der viergeschossigen Schule im Zentrum ein hohes Pendant zum Trakt A gesetzt. Interessanterweise wird die Etappierung als seitlicher Annex vorgeschlagen, womit sich die Schule zu einem länglichen Bau wandelt, der das Gefüge der Körper umdeutet, aber wieder ein stimmiges Ensemble schafft.
Die an der Längsseite erschlossene Turnhalle weist im Erdgeschoss eine attraktive Galeriezone mit Blick in die Hallen auf und bietet mit dem Office und den WC-Anlagen überzeugend die gewünschten Einrichtungen für Veranstaltungen. Die Umkleiden befinden sich im Untergeschoss auf der Hallenebene und der Geräteraum wird als gegenüberliegende Schicht ergänzt, was einen optimalen Betrieb gewährleistet. Die umlaufende Verglasung des Hallenbaus erzeugt einen attraktiven, hellen Raum. Der Beton-Massivbau weist eine Betonrippendecke auf, die den Bau gegen oben aus Gliedern fügt und dem Raum eine Leichtigkeit verleiht. Das innere Raster des Dachs wird an der Fassade übersetzt zu grossformatigen Platten, die wie ein schwerer Vorhang vom Terrain getrennt über der Ebene zu schweben scheinen.
Das Schulhaus ist als Skelettbau konzipiert, der zwei seitliche Zimmerschichten und eine Mittelzone aufweist. Der exzentrische Kern gewährleistet mit den zwei parallel zur Fassade verlaufenden Zugdiagonalen die Horizontalaussteifung. Entlang den Fassaden können die unterschiedlich grossen Zimmer angeordnet werden, was die Flexibilität der Struktur aufzeigt. Korrespondierend mit dem Haupteingang liegen im Zentrum zwei breite, gegenläufige Treppen an einem überhohen Raum. Angemessen dimensioniert wird dieser in den oberen Geschossen durch das Oberlicht zu einem attraktiven Raum. Die Bibliothek und Lehrerräume sind im Erdgeschoss gut angeordnet. Die Büros der Schulleitung ersetzen die Abwartwohnung im Trakt A. Durch die Platzierung der verglasten Gruppenräume an der Fassade der Mittelzone in den Obergeschossen werden die räumliche Durchlässigkeit und die attraktiven Begegnungszonen um die Mitte gestärkt. Zur leichten und räumlich durchlässigen Atmosphäre trägt jedoch auch entscheidend die gewählte Konstruktion der Betonrippendecken bei. Die dargestellten Dimensionen im Bild müssen unter Berücksichtigung der Haustechnik aber wohl noch korrigiert werden. Überzeugend schlüssig führt die horizontale Erweiterung die Typologie um zwei Achsfelder fort. Beide Bauten sind als Stahlbetonkonstruktionen konzipiert, die den unterschiedlichen Nutzungen entsprechend, je effiziente Tragsysteme erlauben.
Das Projekt besticht auf der Ebene der Situation durch seine pragmatische, massvolle Strategie des Weiterbauens. Die Neubauten fügen sich als neue Glieder ins bestehende System und quasi beiläufig leistet der Freiraum neue Identifikationsmöglichkeiten auf dem Areal. Einfach und effizient in seiner Grundkonzeption, entpuppt sich die Schule als räumlich überraschend präzis dimensioniertes und architektonisch attraktiv konstruiertes Projekt.
Auslober: Kanton Glarus
mit Matthias Lovis, HALOS Architekten, Zürich